Wenn eine CD mit „Sacred Songs“ betitelt ist, ist ein meditativer Grundton zu erwarten. Das ist bei den Vokalwerken von Valentin Silvestrov, die der Kammerchor Kiev unter Mykola Hobdych bereits 2008 in der St. Michael Kathedrale der ukrainischen Hauptstadt aufgenommen hat, grundsätzlich nicht anders. Doch sie sind zugleich innerlich höchst lebendig. Kurz hervortretende Soli, hell aufleuchtende Sopranstimmen und eine frei sich entfaltende Ornamentik schaffen eine detailreiche Klanglandschaft. Klangschöne, lange gehaltene Akkorde, die durch die Raumakustik optimal gestützt werden, bilden die Basis der melodischen Lineaturen; in ihrem Gestus folgen sie der ukrainischen Sprache, ihre zeitliche Gestalt ist wie einst in der Gregorianik durch den Atem bestimmt. Silvestrov erweist sich hier als unübertroffener Meister der Chorkomposition. Die Mischung von tiefem Ernst und überirdischer Heiterkeit ist einzigartig und kann auch den laizistisch eingestellten Hörer in ihren Bann ziehen. (ECM)