Gisela Gronemeyer, ein Nachruf

Foto Gisela Gronemeyer
Gisela Gronemeyer (1954-2023)

Für viele war Gisela Gronemeyer einfach Frau Musica Nova und ihr Name ein Synonym für MusikTexte. Bei der Gründung der Zeitschrift vor genau vierzig Jahren war sie mit dabei, zusammen mit ihrem 2014 verstorbenen Ehemann Reinhard Oehlschlägel und den Rundfunkredakteuren Ulrich Dibelius und Ernstalbrecht Stiebler. Mit ihrer besonnenen und zuverlässigen Art wuchs sie im Laufe der Zeit in die Rolle einer Redaktionsleiterin hinein, die ohne jegliches Führungsgehabe, mit sanfter Bestimmtheit, Geduld und großer Freundlichkeit  den Laden zusammenhielt.

Dass der Verlag MusikTexte, eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, immer auf sicherem Grund stand, war im Wesentlichen ihr zu verdanken. Sie war administratives Zentralgestirn und gute Seele zugleich. Nie drängte sie sich ins Rampenlicht. Sie arbeitete vorwiegend im Hintergrund, und obwohl sie über eine jahrelange journalistische Praxis und ein riesiges Wissen über die neue Musik seit dem Zweiten Weltkrieg verfügte, schrieb sie wenig für ihre Zeitschrift. Das überließ sie den Redaktionskollegen und den unzähligen freien Mitarbeitern.

Ihre Energie steckte sie in die internen Abläufe: Gestaltung der Hefte, Kontaktieren der Autoren, Terminüberwachung, Endredaktion der Texte, Layout, Bilderbeschaffung und Anzeigen, Kontakte zur Druckerei. Und zu guter Letzt die Buchhaltung: Rechnungen bezahlen, Abogebühren eintreiben und, was in Künstlerkreisen ja vorkommen soll, ausstehende Beiträge anmahnen. Alles keine glanzvollen Arbeiten, aber unverzichtbar auch für einen Kleinverlag.

Hingebungsvolle Arbeit für eine gute Sache

Die Zeitschrift war auf Initiative des Ideengebers Reinhard Oehlschlägel als Selbsthilfeprojekt für Komponisten und andere Aktive im Feld der neuen Musik ins Leben gerufen worden. Sie funktionierte als Nonprofit-Unternehmen mit einem Minibudget. Redaktionsarbeit war begeisterte Selbstausbeutung und die Autoren – vielfach Komponisten und Interpreten, die über ihre eigenen Arbeiten informierten – schrieben ohne Honorar. Viele Beiträge waren überarbeitete Radiosendungen. Gisela Gronemeyer erledigte ihre nicht immer einfache Aufgabe mit einer unerhörten Gelassenheit, mit einer Mischung aus Selbstdisziplin und Freundlichkeit, als sei es die selbstverständlichste Sache der Welt.

Auch die Autoren und Leser betrachteten das als Selbstverständlichkeit – nichts Außergewöhnliches, sondern die normale Erwartungshaltung eines Publikums, das sich naturgemäß für Inhalte und nicht für irgendwelche Interna interessiert. Dass das die Herausgeberin nie störte, hängt zweifellos damit zusammen, dass sie sich im Dienst einer guten Sache wusste, für die sich der Einsatz lohnte. Mit den meisten Lesern und Autoren stand sie in einem persönlichen, mit manchen in einem engen freundschaftlichen Verhältnis. Man kannte sich und setzte sich gemeinsam für die Sache der neuen Musik ein. Das schloss Kritik und Lagerkämpfe nicht aus, doch über all diesen Scharmützeln stand als umsichtige Moderatorin Gisela Gronemeyer und wachte mit ihren Mitredakteuren darüber, dass in der Avantgarde die Kirche im Dorf blieb.

Nicht zuletzt dank ihrem selbstlosen Einsatz wurden die MusikTexte zu dem, was sie heute sind: eine Art Zentralorgan eines weitverzweigten Netzwerks von Gleichgesinnten, Anlaufstelle für Fragen und Ideen, ein Diskussionsforum und Ort der Information nicht nur über neueste Entwicklungen, sondern auch über Fakten und Personen, die vom Mainstream beiseitegedrängt und vergessen worden waren. Eine derartig enge Publikumsbindung ist charakteristisch für eine Publikation, bei der Leser- und Autorenschaft zu einem guten Teil identisch sind und die Redaktion in ständigem Austausch mit den künstlerisch Tätigen steht.

Der Küchentisch

Die lebenspraktische Einheit von Privatem und Beruflichem, eine Tradition, die Reinhard Oehlschlägel aus der Achtundsechzigerzeit ins beginnende 21. Jahrhundert hinübergerettet hatte, setzte Gisela Gronemeyer fort. Das schlug sich auch räumlich nieder. In der Altbauwohnung an der Gladbacher Straße in Köln lagen Wohn- und Redaktionsräume Tür an Tür.

Die Küche spielte dabei die Rolle eines Ideenumschlagplatzes. Hier wurde nicht nur gekocht, gegessen und getrunken, sondern auch diskutiert. Hier stritt man über Musik und Gesellschaft, über musikalisches Material und alternative Praktiken, hier wurden Heftthemen ausgeheckt und die Gäste verpflegt, die in irgendwelchen Räumen übernachteten. Man kam und ging, diskutierte mit anderen Besuchern, und dann löste sich auch Gisela von ihrem Computer und beteiligte sich an den Gesprächen. Am Küchentisch saßen Komponistinnen und Komponisten aus allen Teilen der Welt. Bei den Älteren ging das von John Cage bis Alfred Schnittke, die Jüngeren sind Legion.

Die Buchreihe der Edition MusikTexte

Der zweite Produktionszweig des MusikTexte-Verlags, den sie zielstrebig ausbaute, war neben der Zeitschrift die Edition MusikTexte, eine Buchreihe mit den Schriften von Komponisten. Bücher von Komponistinnen konnte sie bisher nicht machen, sagte Gisela Gronemeyer 2021 in einem Interview mit dem Kölner Netzwerk ON Cologne, weil es die für ein Buch nötigen Textmengen nocht nicht gibt. Der erste Band der Edition war Morton Feldman gewidmet. John Cage hatte Gisela Gronemeyer auf diese Texte hingewiesen, für die ein Verleger gesucht wurde, und sie griff zu.

Die Reihe ist inzwischen auf 24 Titel angewachsen, mehrere Bände sind zweisprachig deutsch-englisch. Neben amerikanischen Autoren wie Alvin Lucier, Robert Ashley, Christian Wolff, Tom Johnson und Frederic Rzewski sind auch Klaus Huber, Dieter Schnebel, Karel Goeyvaerts, Giacinto Scelsi und viele andere vertreten. Die Desert Plants von Walter Zimmermann, dem Begründer des Kölner Beginner Studio, wo Gisela Gronemeyer früher regelmäßig zu Gast war, erschienen in Zweitauflage, der Band mit Gesprächen und Aufsätzen von Reinhard Oehlschlägel gehörte zu ihren Favoriten.

„Frau Musica (nova)“

Ihre Leidenschaft für die zeitgenössische Musik ging über die verlegerische Tätigkeit weit hinaus. 1984 veranstaltete sie zusammen mit der Pianistin Deborah Richards ein Festival unter dem Titel „Experimentierfeld Frauenmusik“. Musik von Frauen, und das gleich noch als Festival: Das war damals eine Pioniertat. Mitwirkende waren unter anderem Pauline Oliveros, Christina Kubisch, Joëlle Léandre und das Ensemble Modern. Zur Begleitung des Festivals brachte die Nummer 7 der MusikTexte einen Schwerpunkt zum Thema Komponistinnen, darunter zum ersten Mal einen großen Aufsatz über Younghi Pagh-Paan, Autorin: Gisela Gronemeyer. 1998 starteten dann Gisela Gronemeyer und Deborah Richards in Zusammenarbeit unter anderem mit dem Deutschlandfunk die Konzertreihe Frau Musica (nova). Anderthalb Jahrzehnte programmierten sie hier Werke von Komponistinnen aus allen Teilen der Welt. 2013 übergaben sie die Leitung an die Komponistin Brigitta Muntendorf.

Arbeit in der IGNM

Zusammen mit Reinhard Oehlschlägel befasst sich Gisela Gronemeyer auch jahrelang mit dem organisatorischen Wirken der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM); in deren Ortsgruppe, der Kölner Gesellschaft für Neue Musik (KGNM), war sie eine Zeitlang im Vorstand. Gemeinsam mit Reinhard Oehlschlägel und in Zusammenarbeit mit der IGNM brachte sie ab 1991 auch das World New Music Magazine heraus, eine internationale Jahrespublikation in englischer Sprache, die – erstmals für Deutschland – das aktuelle kompositorische Schaffen unter globalen Gesichtspunkten in Augenschein nahm. Nach siebzehn Nummern ging die Herausgeberschaft 2008 an die IGNM über.

Biographisches

Gisela Gronemeyer wurde am 3. Juni 1954 in Sögel im Emsland geboren. Früh begann sie zu musizieren und trat als Blockflötensolistin öffentlich auf. Ihre ersten journalistischen Erfahrungen machte sie als Redakteurin der Schülerzeitung. Nach dem Studium der Musikwissenschaft, Germanistik und Publizistik in Göttingen besuchte sie 1975 an der Kölner Musikhochschule ein vom Musikkritiker Peter Fuhrmann geleitetes Medienseminar und kam dadurch an ein Praktikum im Deutschlandfunk, wo sie ihre ersten Sendungen machte. Als Stammgast in Walter Zimmermanns Beginner Studio tauchte sie in die Musik der Avantgarde ein. Ihre Kenntnisse öffneten ihr 1979 beim Kölner Stadt-Anzeiger die Türen, wo sie als freie Mitarbeiterin Beiträge über neue Musik schrieb. Praktische Vermittlungsarbeit in ihrem Fach betrieb sie durch ihre Arbeit mit Kindern in Kölner Schulen. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit  lernte sie skandinavische Sprachen.

Der Wunsch nach einem neuen Leben

Bei dem gigantischen Arbeitspensum, das sie jahraus jahrein bewältigte, stand immer der MusikTexte Verlag mit der Zeitschrift und den Komponistenbüchern im Zentrum. Auch in ihrem Holzhäuschen an einem See in Finnland, wo sie regelmäßig die Sommermonate verbrachte und Besuche empfing, waren die MusikTexte mit von der Partie. Hier entstand jeweils die nächste Ausgabe – das Internet machte es möglich.

Nach vierzig Jahren MusikTexte wollte sie im kommenden Herbst den Verlag in andere Hände geben. Nur noch zwei Hefte wollte sie selbst betreuen. „Es gibt noch ein Leben außerhalb der MusikTexte“, sagte sie mir noch vor drei Wochen in einem längeren Telefongespräch. Nun ist sie am Ostersonntag, dem 9. April 2023, im 68. Lebensjahr an einem Schlaganfall gestorben. Schon mit 27 Jahren hatte sie einen erlebt, die Folgen aber mit zäher Disziplin und dank aufopfernder Hilfe ihres Ehemanns Reinhard weitgehend überwunden. Diesmal war es anders.

Zurück bleibt ein kleiner Verlag mit großer Wirkung – ein verlegerisches Lebenswerk mit einer Fülle von Publikationen, die die musikalische Entwicklung in den letzten siebzig Jahren mit einzigartiger Genauigkeit und zahllosen Originalquellen dokumentieren. Zum Nachlass – Gisela Gronemeyer hatte geplant, ihn in die Berliner Akademie der Künste zu überführen – gehören vor allem ein umfangreiches Archiv von Dokumenten und Autographen aller Art sowie eine Fotosammlung mit Eigenaufnahmen von Hunderten von Komponistinnen und Komponisten, Interpretinnen und Interpreten.

Giselas Tod kam für alle überraschend, die Bestürzung in den Kreisen der neuen Musik ist groß. Und groß ist noch etwas anderes: die Befürchtung, dass es nun auch mit den MusikTexten zuende geht.

17 Gedanken zu „Gisela Gronemeyer, ein Nachruf“

  1. Lieber Max Nyffeler, ein so wichtiger Nachruf – vielen Dank. Beim Lesen ging mir durch den Kopf: Warum gab es in diesem so arbeitsreichen, aufopferungsvollen Leben keinen Vorruf, keine Anerkennung oder öffentliche Würdigung einer solchen großen Arbeit „im Hintergrund“, die das Eigentliche, Vordergründige ausmachte und ermöglichte? Alle haben es als selbstverständlich und gern genommen. Wer hat sich um Gisela gekümmert, ihr beigestanden, als sie nach Reinhards Tod allein war? Wer war bei ihrem Sterben/Tod bei ihr? Dieses ist ja das eigentlich Traurige an diesem viel zu frühen Tod.

  2. Vielen Dank für diesen schönen Nachruf! Gisela war unsere gute Seele in Köln, und wir werden sie sehr vermissen. Ich hoffe sehr der Verlag wird in ihrem und Reinhard’s Sinne weitergeführt: das war den beiden das Wichtigste.
    Jens Oehlschlägel

  3. Lieber Max
    ich bin fassungslos und ein Gefühl steigt auf, dass der Tod von Gisela eine Lücke hinterlässt, die sich nicht mehr schließt. Wir haben Alle ihren selbstlosen Einsatz das Maschinenwerk Neue Musik am Laufen zu halten für selbstverständlich gehalten. Auch ich war ein Nutznießer ihrer Durchlässigkeit. Ich war dabei, als sie ihren ersten Schlaganfall hatte. Reinhard und ich stritten wie so oft und dann hörten wir diesen Rums im Nebenzimmer. Reinhard kümmerte sich rührend um ihre Wiederherstellung. Gisela erleichterte das Sterben Reinhards mit ebensolcher Hingabe. Diesmal war anscheinend niemand in ihrer Nähe. Man könnte aufschreien vor Verzweiflung….
    Walter

  4. Lieber Max Nyffeler,
    ganz herzlichen Dank für diesen schönen Nachruf, der so vieles treffend zusammenfasst – ein Gefäss schöner Erinnerungen ist – auch aufzeigt, mit welchem Engagement Gisela und vorher Reinhard mit „MusikTexte“ eben nicht nur einen sehr wichtigen Verlag betrieben, mit viel Engagement auch vieles „vorlegten“: MusikTexte war ausschlaggebend für uns als junge Künstler 1986 nach Köln zu ziehen, wo wir 17 prägende Jahre verbrachten. Gisela, ach, erst kürzlich noch war sie am Konzert in Gedenken an Peter Behrendsen. Valerian Maly und Klara Schilliger, La Chaux-de-Fonds

  5. Schöner Nachruf auf eine tolle Frau. Danke, Max.
    Was für ein Verlust für die Musik, was für ein Verlust für ihre vielen Freunde.
    Und wie unendlich traurig, dass Gisela jetzt, wo sie endlich in ein neues, leichteres und freieres Leben starten wollte, so grausam daran gehindert worden ist.
    Wir werden Dich vermissen!

  6. Lieber Max, auch von mir ganz herzlichen Dank für die richtigen Worte über unsere Gisela,
    die du gefunden hast. Ihr Verlust ist für mich ein großer Schmerz und hinterlässt eine persönliche Lücke, die ich für den Moment noch nicht begreifen kann. Erst vor einigen Tagen haben wir noch mit ihr über unsere Pläne und Treffen für dieses Jahr gesprochen… Unfassbar.

  7. Lieber Max Nyffeler,
    herzlichen Dank für die wunderbaren Orte!
    Der Küchentisch, Schwimmen und Gespräche in Finnland, Schönheit zusammen entdecken auf Korsika, die schönsten Konzerte, die tiefe Menschlichkeit und Wärme von Gisela und ihren wunderbaren Geschwistern haben auch mein Leben immens bereichert.

    Danke Gisela,
    wünsche Dir viel himmlische Monteverdi Konzerte

  8. Gestern noch hatte ich nichts ahnend ein Mail an Gisela geschrieben, um mich mit ihr in Witten zu verabreden. Und ich hatte mich gewundert darüber, dass, ganz ungewohnt, nicht postwendend eine Antwort kam. Nun entdecke ich, von einer Ahnung getrieben und ganz geschockt, dass sie nicht mehr antworten wird. Vielen Dank, Max, für Deinen schönen Nachruf.

  9. Lieber Max Neyffeler,

    für Ihren zugewandten und liebevollen Nachruf über unsere Schwester vielen Dank. Ihre Worte haben uns sehr bewegt. Auch Dank für die anteilnehmenden Reaktionen. An einigen Stellen dieser Reaktionen wurden die Sorgen formuliert, ob sich jemand nach Reinhards Tod um Gisela kümmerte, ob sie einsam war oder möglicherweise allein starb.
    Gisela war immer Teil ihrer großen Familie. Sie hatte sechs Geschwister, viele Neffen und Nichten, Schwäger*innen, treue Freund*innenund Kolleg*innen. Wir standen mit ihr im regelmäßigen Austausch, haben uns auf Familienfesten getroffen, verbrachten mit ihr wunderbare Wochen in Finnland oder waren bei ihr in Köln zu Besuch.
    Für viele von uns war ihre Wohnung ein Kölner Zuhause.
    Auch musste sie nicht alleine sterben. Wir wachten drei Tage und Nächte an ihrem Bett, sie hörte unsere Stimmen, wir hörten gemeinsam Musik, bis sie am Ostersonntag in unseren Armen starb.

    Burkard Gronemeyer

  10. Lieber Max,
    vielen Dank für diesen wichtigen Nachruf. Gisela war von Anfang an eine wunderbare und herzliche Gesprächspartnerin – immer ging es natürlich um Musik. Das Ensemble Modern wurde in den frühen Jahren von ihr und Reinhard sozusagen mitbegründet. Unsere Erstlingstagen beim Deutschlandfunk habe ich noch stark in Erinnerung. Später bereicherten und prägten mich die „Musiktexte“ als ständige Begleiter durch die Jahre, sowie unsere persönlichen Gespräche und Austausche in Köln oder Witten. Sie prägte unser Musikleben und Dasein als bemerkenswerte Person, Musikerin, Journalistin und vieles mehr. Danke dir Gisela. Vale.

  11. Herzlichen Dank, lieber Max Nyffeler, für diesen wunderbaren Text, der mir Gisela noch einmal ganz nah bringt. Die Erinnerungen an die Wohnung, sie liegen viele viele Jahre zurück, aber wurden so wieder lebendig. In den letzten Jahren hatte ich wieder viel Kontakt mit ihr, durch Nachrufe auf mir nahestehende Komponisten, über Texte zur Musik. Ich bin sehr dankbar, dass ich ihr wieder näher war, der Kreis schließt sich. Ich werde sie vermissen und bin sehr froh, zu lesen, dass sie nicht alleine gehen musste. Viele Ausgaben der MusikTexte stehen im Regal, sie tragen ihre Arbeit weiter. Ich bin dankbar, dass Gisela so viel für uns getan hat. Annette Schlünz

  12. Lieber Max Nyfeller,
    eben habe ich Ihren anrührenden Text zum Tod von Gisela Gronemeyer gelesen , für den ich Ihnen herzlich danke, und dies nicht nur , weil ich durch Ihren Text einige für mich neue Informationen über Gisela erhalten habe .

    Vieles in Ihrem Text entspricht völlig meinen eigenen Erfahrungen im Umgang mit ihr.

    Ich hatte Gisela Gronemeyer kennengelernt vor ungefähr 45 Jahren , als wir an einem Freitag abend – beide als Studenten*in eine Wohnung suchend – zufällig in Erwartung der Samstag-Ausgabe bei der Zeitungsausgabe des Kölner Stadtanzeigers nebeneinander standen , und sich dabei ein lockeres Kennenlernen ergab . Natürlich habe ich in der Folge ihre – nicht selten konfrontativen – Veröffentlichungen , zum Beispiel im KSTA , verfolgt, die für mich auf jeden Fall immer etwas Anregendes hatten. Bei zahllosen Treffen über die Jahrzehnte hinweg machte ich ähliche Erfahrungen , wie Sie Ihre beschrieben haben: im Gespräch stets auf mich als Gesprächsgegenüber focussiert, ein Interesse, das mich manchmal verwundert hat, aber das mir immer echt vorkam. Eine meiner letzten persönlichen Begegnungen mit ihr ereingnete sich , als sie mich nach einer Veranstaltung im Kölner Deutschlandfunk , fragte , ob ich sie mit meinem Auto mitnehmen könnte , um sie zur Straßenbahn-Haltestelle zu fahren , wobei sich während der Fahrt ein Gespräch mit vielen gemeinsamen Erinnerungen ergab. Nach dem Tod ihres Mannes Reinhard Oehlschägel sah ich sie dann des Öfteren allein , z.B. bei Musikfestivals am Stand der MusikTexte , und ihre bei einer derartigen Gelegenheit vorgetragene leicht vorwurfsvolle Bemerkung , warum wir uns fernab von Köln treffen , obwohl wir doch in Köln ziemlich dicht beieinander wohnen , bleibt mir in Erinnerung – wir hätten uns noch Vieles zu sagen gehabt.
    Friedrich Gauwerky

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