Nachruf auf Dieter Schnebel

Dieter Schnebel„Einige meiner eigenen Stücke aus den später 70er Jahren wie etwa ‚Pan‘ für Flöte und Begleitung, ‚B-Dur-Quintett’ und ‚Schubert-Phantasie‘ gehen vielleicht auch ein wenig in die postmoderne Richtung, die immerhin an der Zeit war“, sagte Dieter Schnebel 1985 in einem Berliner Vortrag. „Freunde aus der einstigen Avantgarde schalten mich darob reaktionär.“ Auch ich gehörte damals zu denjenigen, die mit diesem unerwarteten Schritt ihre liebe Mühe hatten. Würde aus dem Komponisten radikal zuende gedachter Konzepte und experimenteller Vokalmusik nun ein Freund schöner Melodien und dreiklangsseliger „Re-visionen“, wie er seine Nachkomposi­tionen romantischer Werke nannte? Der Zeitgeist war ja danach. Wie sollte man sich als idealistischer Avantgardist zu einem neotonalen, formal so simplen Flötensolo­stück wie „Pan“ verhalten, dessen Abschnitte betitelt waren mit „Erwachen – Sehnsucht und Lockung – Drängen – Jagen – Schrecken – Erfüllung (Ekstase) – Erschlaffung – Träume – Einschlafen“?

Doch nach einiger Zeit begriffen wir, dass das nicht der befürchtete Bruch war, der sein Schaffen in einen fortschrittlichen „Schnebel I“ und einen reaktionären „Schne­bel II“ teilen würde. (…)

Weiterlesen in Musiktexte 158, August 2018

 


Zur obigen Abbildung: Der angezeigte Text aus „Dissonanz“ von Dieter Schnebel ist hier nachzulesen.

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