Oliver Knussen ist tot

Oliver Knussen †9.7.2018Oliver Knussen war ein wunderbarer Musiker und großartiger Anreger, der als Komponist, Dirigent und Förderer der Jungen großen Einfluss auf das britische Musikleben der letzten Jahrzehnte hatte. Er wurde 1952 in Glasgow in eine Musikerfamilie hinein geboren und wuchs in London auf. Mit sechs Jahren begann er kleine Stücke zu komponieren, mit fünfzehn schrieb er seine erste Sinfonie, die er kurz danach mit dem London Symphony Orchestra dirigierte. Am Royal College of Music studierte er bei John Lambert Komposition, besuchte die Kurse von Gunther Schuller in Tanglewood und wurde gefördert durch Benjamin Britten. Von 1986-93 leitete Knussen dann selbst die Kurse für zeitgenössische Musik in Tanglewood. Es folgten feste Engagements als Dirigent in Den Haag und bei der London Sinfonietta. Als Komponist war er ab 2006 mit der Birmingham Contemporary Music Group und ab 2009 mit dem BBC Symphony Orchestra assoziiert.

Die unverwechselbare kompositorische Handschrift von Oliver Knussen zeigt sich erstmals 1971 in seiner Zweiten Sinfonie für Sopran und Orchester über Texte von Georg Trakl und Sylvia Plath. Ganz der englischen Tradition folgend komponierte er nicht für die Spezialisten der Neuen Musik, sondern für ein breiteres Publikum. Seine Werke zeichnen sich aus durch ein gediegenes Metier, durch Farbenreichtum und einen bei aller Fülle stets aufgelockerten, lebendig bewegten Klang. Viele seiner Kompositionen, zumal die Orchesterwerke oder die Solokonzerte für Horn und Violine, sind repertoirefähig. Weltweiten Erfolg erntete er mit seinen beiden Kurzopern „Higglety Pigglety Pop!“ und „Where the Wild Things Are“ – auf Deutsch „Wo die wilden Kerle wohnen“ – mit Libretti des Kinderbuchautors Maurice Sendak.

In den letzten Jahren wohnte Oliver Knussen in Snape (Suffolk), wo die Hauptveranstaltungen des Aldeburgh Festival stattfinden. Noch beim diesjährigen Festival stand er im Juni zweimal am Dirigentenpult: Bei einem Orchesterkonzert mit dem BBC Symphony Orchestra und einem geistreich programmierten Ensemblekonzert zum hundertsten Todestag von Debussy. Mit seiner massigen Gestalt konnte er sich kaum noch selbständig bewegen, der Gang zum Dirigentenpult war für ihn eine Mühsal. Nun ist Oliver Knussen am 8. Juli im Alter von 66 Jahren gestorben.

Werkliste

Korrektur: in einer ersten Version dieses Textes war der 9. Juli als Todestag genannt.

 

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