Der 1913 geborene Witold Lutosławski ist heute ein Klassiker. Seine Anfänge liegen in den 1930er Jahren, und nach der Nazibesetzung Polens gehörte Bartók zu seinen Orientierungspunkten. Zwei der drei Orchesterwerke, die das NDR Sinfonieorchester unter seinem Ersten Gastdirigenten, dem jungen Polen Krzysztof Urbański, eingespielt hat, dokumentieren diese Frühphase: die folkloristische „Kleine Suite“ und das Konzert für Orchester, dessen Hauptmotiv im ersten Satz älteren ZDF-Zuschauern bekannt vorkommen dürfte – sie diente der Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ als Titelmelodie. Einer vollkommen anderen Musiksprache begegnet man jedoch in der 1993 in Los Angeles uraufgeführten Vierten Sinfonie. Formale Dramaturgie, strukturelle Feinarbeit und die raffinierten Orchesterfarben machen sie zu einem zentralen Werk zeitgenössischer Sinfonik. (alpha classics) Eine klassizistische Haltung mit impressionistischen Nachklängen herrscht dagegen noch in Lutosławskis zwischen 1934 und 1968 entstandenen Klavierstücken vor. In den von Corinna Simon schön herausgearbeiteten klanglichen Feinheiten kündigt sich aber bereits der intellektuelle Sensualist der späteren Orchesterwerke an. (AvI-music)